Triathlon at Home
Bericht von Markus Lutz
Auch für uns Triathleten hat das Corona-Virus einige liebgewonnene Gewohnheiten verändert. Es begann damit, dass wir ab März nicht mehr gemeinsam Schwimmen durften, auch zusammen Radfahren und Laufen war wochenlang nicht gestattet. Ein Lichtblick war dann unser Oettinger Triathlon Anfang August, der schwabenweit der einzige offizielle Wettbewerb in diesem Jahr bleiben sollte. Das brachte Robert Schebesta auf die Idee, eine neue Veranstaltung ins Leben zu rufen. Dass diese jenseits der Limes-Grenze stattfinden sollte, war zwar ein kleiner Schönheitsfehler, aber in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich auch mal unappetitliches Getier. Aber so schlimm wurde es nicht, ganz im Gegenteil !
In der (mündlichen) Ausschreibung stand irgendwas vom gemeinsamen Trainingstriathlon in mäßiger Intensität über die Halb-Ironman-Distanz. Dass dies nicht funktionieren konnte, war jedoch, sieht man sich die Teilnehmerliste an, keine große Überraschung. Im Ziel bot sich jedenfalls das gewohnte Bild: erschöpft zu Boden sinkende, japsende und nach Luft schnappende Athleten, die sich nur unter größter Anstrengung und mit Unterstützung der Helfer wieder aufrappeln konnten. Apropos Teilnehmer: der Andrang zu diesem Event konnte nur mit Mühe beherrscht werden. Es wurden 7 Akteure gezählt, davon zwei aktive Triathleten. Betreut, verpflegt, begleitet und angefeuert von fünf Helferinnen, die gleichzeitig auch Publikum und Fans waren.
Im Klartext: Roberts einziger Konkurrent, nein: Begleiter, war Markus Lutz, was den Spaßfaktor jedoch in keinster Weise verringerte und für die beiden zu einem sehr kurzweiligen Trip wurde.
Der sportliche Teil des Tages begann um 9:30 Uhr im sogenannten Aralsee am Stadtrand von Dinkelsbühl. Erstes Problem vor dem Start: Es war zur Überraschung aller kein Kampfrichter vor Ort. Infolge dessen konnte auch kein Thermometer aufgetrieben werden, um die Wassertemperatur zu messen. Da war guter Rat extrem teuer. Somit mussten die Teilnehmer in geheimer Abstimmung über Neoprenverbot oder -freigabe entscheiden. Es wurde eine knappe Entscheidung mit einer Mehrheit von zwei Stimmen für den Neo. Die Losung fürs Schwimmen lautete dann, so lange im Kreis zu schwimmen, bis die 1,9 Kilometer erreicht waren. Da jedoch bei Garmin und Polar offensichtlich differente Maßeinheiten zugrunde liegen, waren die Kreise der beiden Protagonisten verschieden groß. Infolgedessen hatte der eine nach 42 Minuten 1,9 km auf der Uhr, der andere 2,3 km. Die Wahrheit liegt wohl wie so oft nirgendwo in der Mitte. Auf jeden Fall wussten die beiden Akteure nach dem Schwimmen, dass die Wassertemperatur für ein Neoschwimmen zu hoch war. Genauer gesagt wussten sie es auch vorher schon…
Hatte Markus beim Schwimmen noch leichte Vorteile, so sollte sich das mit Beginn des Radfahrens schnell ändern. Robert rief seinen Fans bei der Abfahrt noch zu: „ Wir sind in 2:40 Stunden wieder da”. Markus lächelte süffisant über den kleinen Spaß. Allein, es war ernst gemeint, wie sich zu seinem Leidwesen herausstellen sollte. Dementsprechend legte Robert auf der 4-Runden-Strecke los. Markus versuchte verzweifelt hinterher zu hecheln und musste sich auf der zweiten Runde in den Windschatten retten. Der war übrigens nicht verboten, auch das wurde in Abwesenheit der Kampfrichter von den Teilnehmern ohne Gegenstimme so entschieden. Nachdem Robert ab Runde drei einen Gang zurück schaltete, konnte Markus zumindest lutschend das Hinterrad halten. Ansonsten wäre es für ihn auch schwierig geworden, wieder nach Hause zu finden, da die mittelfränkischen Provinzstraßen irgendwie alle gleich aussehen. So ganz für die Luschen war die Radstrecke übrigens nicht, es summierten sich immerhin 600 Höhenmeter, und auch der Wind wehte ordentlich, natürlich wie immer nur von vorne. Trotzdem stiegen die beiden nach 2:42 Stunden für gut 93 Kilometer vom Rad, ein Schnitt von 34,5 km/h. Hier wie auch später beim Laufen waren sich Garmin und Polar wieder einig.
Die Laufstrecke führte ebenfalls über vier Runden, anfangs durch Roberts Siedlung, im weiteren Verlauf ins nähere Dinkelsbühler Umland. Dass es bis zum Schluss keine kopfschüttelnden Nachbarn zu sehen gab bedeutet wohl, dass diese im Bezug auf stundenlang im Kreis rennende Triathleten einiges gewohnt sind. Die Laufstrecke war mittels Kreidepfeilen hervorragend ausgeschildert, was es dem ortsunkundigen Markus ermöglichte, von vorne zu laufen und das Tempo zu machen. Diese Pfeile gab es übrigens Gerüchten zufolge auch auf der Radstrecke. Hätte Markus demzufolge auch alleine zurückfinden können und war das Lutschen somit am Ende gar nicht nötig? Geschenkt!
Jedenfalls setzte er die beim Radeln gesparte Energie in der letzten Laufrunde gewinnbringend ein und holte sich noch einen kleinen Vorsprung heraus. Nach 21,3 Kilometern in 1:37 Stunden (4:35min/km) war der Tag dann für Markus vollbracht. Robert kam drei Minuten später nach Hause, es wurden ihm am Ende jedoch 180 Sekunden für die Führungsarbeit auf dem Rad vom nicht anwesenden Kampfgericht gutgeschrieben. Somit lautete das unglaubliche Ergebnis: ein Totes Rennen, auf die Sekunde gleiche Endzeit und zwei erste Plätze.
In Summe waren das für die anspruchsvollste Mitteldistanz des Jahres im Landkreis Ansbach bei leicht verlängerten Strecken: 5:01 Stunden!!! Dem geneigten und aufmerksamen Leser fallen natürlich sofort die fehlenden Wechselzeiten auf. Diese wurden laut einstimmig verabschiedetem Reglement herausgerechnet, da es sich um sogenannte Alte-Herren-Wechsel handelte. Diese inkludieren zum Beispiel eine Pinkelpause, das Abtrocknen mit einem weichgespülten Handtuch oder die Hilfe beim Schuhebinden und können somit natürlich nicht gewichtet werden.
Ende und unbestrittener Höhepunkt des Tages war die Siegerehrung. Das Orga-Team reagierte auf das Novum der Zeitgleichheit blitzschnell mit der Anfertigung zweier identischer Siegerpokale, charmant überreicht von Rosalie, Valentina und Isabell.
Dank geht an die ganze Familie Schebesta, die Aktion kann nur zur Nachahmung empfohlen werden.